Schon in den Anfängen der Pandemie waren Masken, die Mund und Nase bedecken konnten, um so Infektionen zu verhindern, immer wieder Stoff für Geschichten ganz verschiedener Art. Es dauerte nicht lange und fast jede(r) hatte die ein oder andere Geschichte über „Masken“ zu erzählen. Darüber, dass sie in der U-Bahn getragen wurden oder nicht, ob man sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort trug, ob man an ihre Wirkung glauben (sollte) oder nicht, wer sie bezahlte und wieviel. In diesen Geschichten steckte jedoch meist vielmehr als nur die Frage, ob Masken so wirken wie sie sollen oder nicht. Vielmehr waren sie ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Auseinandersetzung mit der neuen Situation „Pandemie“, all ihren Folgen und auch dem, was sie sichtbar machte. Dabei spielen zwei Aspekte eine Rolle: 1) Die Maske als Objekt, das man in die Hand nehmen, herumtragen, aufsetzen und sonstige Dinge damit anstellen kann 2) Kann der Umgang mit Masken auch metaphorisch betrachtet werden. Eine Metapher zu benutzen, bedeutet, eine Sache durch eine andere zu erklären. Zum Beispiel können wir davon sprechen, dass eine Beziehung in einer Sackgasse steckt, meinen damit aber nicht dass die Personen wirklich am Ende einer Straße stehen, sondern benutzen das Bild, um deren soziale Beziehung zu beschreiben und greifbar zu machen. Greifbar ist hier ein gutes Stichwort, denn auch Masken haben die Pandemie „greifbar“ gemacht. Sie wurde sichtbar im öffentlichen Leben und spürbar auf der Haut. Menschen nutzten die Maske entsprechend auch, um beispielsweise Protest zu artikulieren, indem sie sie nicht aufsetzten, oder Worte darauf schrieben. Oft wurden über Masken dann auch Probleme verhandelt, die mit Ansteckung nichts zu tun haben: Zum Beispiel Fragen der sozialen Ungleichheit, wenn es darum ging, wer Masken umsonst bekommt und wer sie bezahlen muss.
Triggerpunkte in Stadt Null
Wenn ein Triggerpunkt berührt wird, dann reagieren Menschen oft instinktiv, überraschend, heftig und emotional. Das lässt sich auch beobachten, als die neue Krankheit nach Stadt Null kommt. So passiert es, dass Menschen, die sich eigentlich schon an die neuen Regeln halten, plötzlich "getriggert" werden, vor allem dann, wenn die Regeln nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Kinder betreffen sollen.
Für -> Christina ist so ein Punkt erreicht, als der Zugang zum Ententeich versperrt wird, weil er ein paar Meter zu weit außerhalb der Stadt liegt, für -> Frauke, als auch Kinder in der Schule und sogar im Kindergarten eine Maske tragen sollen. Wie viele andere Eltern empfindet sie dies als Zumutung für ihre Kinder und beginnt nun auch, zu protestieren: Sie verteilt Flugblätter gegen die Maskenpflicht an Schulen, hängt ein Schild an ihre Tür, diskutiert immer wieder mit der Schulleitung und schreibt einen wütenden Brief an die -> Bürgermeisterin. Für Frauke bleibt es eher bei den kleineren Protesten, sie beteiligt sich nicht an größeren Aktionen und Demos, die es später in Stadt Null geben wird. Sie ist nicht Teil einer großen, gesellschaftlichen Spaltung, bei der sie auf einer bestimmten Seite steht, sondern verweigert in einem bestimmten Punkt ihre Zustimmung.
Quellen
Böhrer, A., Döbler, M.-K., & Tarkkala, H. (2023). Facemasks, material and metaphors: An analysis of socio-material dynamics of the COVID-19 pandemic (Open Access). The Sociological Review, 0(0). https://doi.org/10.1177/00380261231161970.