Nicht alle Bewohner:innen von Stadt Null gehen in die Kirche, doch als sie plötzlich geschlossen bleibt, fällt es doch allen auf. Tuschelnde Menschentrauben bilden sich vor der Tür und lesen das angebrachte Schild: „Aufgrund der aktuellen Lage…“. Niemand kann sich erinnern, dass das je zuvor passiert wäre, nicht einmal im Krieg! So heißt es zumindest. Als sich einige Wochen später die Türen wieder öffnen, ist etwas anders: Das Weihwasserbecken ist außer Betrieb. Statt Wasser im Becken gibt es jetzt Desinfektionsmittel, das man beim Eintreten benutzen soll. Einige Besucher:innen spritzen damit herum, manche bekreuzigen sich mit der scharf riechenden Flüssigkeit aus der Dosierpumpe, und eigentlich alle schütteln ihre Hände über dem Weihwasserbecken aus, das nun doch wieder voller wird. Man könnte fast sagen: Die Insignien von Religion und Pandemie beginnen, sich zu vermischen.